Großeinsatz am Nürburgring – Mit gleich fünf Rennfahrzeugen trat das Team Giti Tire Motorsport by WS Racing beim 24h-Rennen in der Eifel an. Dabei erlebte die Mannschaft um Teamchef Thorsten Willems ein wahres Wechselbad der Gefühle. Mit dem dritten Rang und damit einer Podestplatzierung in der Klasse SP8T konnte der BMW M4 GT4 des Projektes „Girls Only“ den positiven Höhepunkt setzen. Auch der BMW 330i mit der #502 fuhr überraschend als Zweiter auf das Klassenpodest. Auf der anderen Seite musste das Team einen schweren, unverschuldeten Unfall des BMW 125i mit der Startnummer 507 hinnehmen, bei dem der Fahrer glücklicherweise unverletzt blieb. Zudem durchkreuzte der Rennabbruch in der Nacht die Strategie des Teams massiv, mit der vor allem die „Girls Only“ Truppe durchaus Potenzial für noch bessere Ergebnisse gehabt hätte.
Die 2024er Ausgabe des ADAC Ravenol 24h-Rennens auf dem Nürburgring – die elfte in der Teamgeschichte von WS Racing – wird als die kürzeste in die Geschichte eingehen. Nur knapp 7,5 Stunden reine Rennzeit blieb den Akteuren, um auf der Strecke um Positionen zu kämpfen. Danach machte dichter Nebel eine Unterbrechung nötig. Da sich der hartnäckige Nebel auch am nächsten Tag nicht verziehen wollte, reichte die Sicht nur noch für fünf Runden hinter dem Leading Car, bevor knapp eine Stunde vor dem eigentlichen Ende die karierte Flagge geschwenkt wurde.
Der BMW M4 GT4 mit der Startnummer 146 vom Projekt „Girls Only – Ready to rock the Green Hell“, das nur aus weiblichen Mitgliedern besteht, lag beim Abbruch auf dem dritten Rang der Klasse SP8T. Die vier Fahrerinnen Carrie Schreiner, Fabienne Wohlwend, Beitske Visser und Pippa Mann waren zuvor mit einer konservativen Strategie ins Rennen gegangen, die zunächst voll auf höchstmögliche Sicherheit abzielte. Bereits am Start setzte man länger als die Konkurrenz auf Regenreifen und verlor etwas Zeit. Der Plan war, sich aus allen Schwierigkeiten herauszuhalten und ab der Nacht zu attackieren. Der Rennabbruch machte diesen Plan zunichte. Mit dem Podestplatz war die Mannschaft am Ende aber trotzdem zufrieden.
Das Schwesterfahrzeug mit der #147 wurde von den vier Fahrern Ulrich Schmidt, Lukas Drost, Andreas Simon und Stanley Micah pilotiert. Nach einem guten Qualifying kam das Trio zunächst unbeschadet durch die turbulente Anfangsphase, bevor Andreas Simon ein leichter Fahrfehler unterlief. In der Folge schlug der BMW M4 GT4 unsanft in die Leitplanken im Bereich Eiskurve ein. Simon blieb unverletzt, aber die Bergung und der Rücktransport des BMW durch den Veranstalter dauerten mehrere Stunden, bevor das Auto wieder in der WS-Racing-Box stand. So war natürlich jede Chance auf ein gutes Ergebnis dahin, aber die Mannschaft reparierte den BMW trotzdem, um den Fahrern noch die weitere Teilnahme zu ermöglichen.
Noch viel dramatischer war die Situation um den BMW 125i mit der Startnummer 507, der mit den Fahrern Matthias Möller, Fabian Pirrone, Jan Ullrich und Raphael Klingmann an den Start ging. Das Quartett, das gemäß dem Breitensportgedanken vor allem aus Spaß am Motorsport angetreten war, drehte problemlos seine Runden, bis es zu einem fatalen Zwischenfall kam. Der BMW wurde in einer sehr schnellen Passage vom Führenden im Gesamtklassement voll getroffen, der zuvor selbst aufgrund einer Unachtsamkeit eines weiteren überrundeten Fahrzeugs aus der Bahn geworfen wurde. In der Folge traf der Giti-BMW die Leitplanke in einem derart ungünstigen Winkel, dass er abhob und sich in der Luft überschlug. Dank der sehr hohen Sicherheitsstandards blieb Fahrer Fabian Pirrone bis auf eine Prellung unverletzt, aber das Rennen der #507 war natürlich beendet. Das Fahrzeug ist zudem so stark beschädigt, dass es nicht mehr zu retten ist.
In der gleichen Klasse VT2-Heck schickte Giti Tire Motorsport by WS Racing auch zwei BMW 330i ins diesmal gar nicht so lange Rennen. Im Fahrzeug mit der #502 wechselten sich Robert Hinzer, Bernd Küpper, Maximilian Eisberg und Gregoire Boutonnet bei der Arbeit am Steuer ab. Für Küpper war es der 30. Start beim 24h-Rennen und es sollte ein sehr erfolgreicher werden. Ungeachtet der Tatsache, dass der verwendete BMW F30 mittlerweile gegen seinen Nachfolger G20 eigentlich keine Chance mehr hat, kämpfte sich das Quartett mit einem blitzsauberen Rennen und starken Rundenzeiten bis in die Podestränge vor. Beim Rennabbruch lag die #507 auf dem zweiten Rang in der Klasse und sicherte sich so ein überraschendes, aber deswegen nicht weniger gefeiertes Podestergebnis.
Auch im Schwesterfahrzeug mit der Startnummer 506 saß mit Wayne Moore ein Jubilar, der seinen 30. Start bei diesem legendären Langstreckenklassiker absolvierte. Unterstützt wurde der Neuseeländer dabei von Stephan Schroers, Christoph Merkt und James Breakell. Die vier Fahrer sahen als Klassen-Achte die Zielflagge. Für Wayne Moore ist nach 30 Rennen aber noch nicht Schluss, denn er wird auch im nächsten Jahr für WS Racing an den Start gehen.
Aber auch abseits der Piste gab das Team Giti Tire Motorsport by WS Racing wieder Vollgas. Über 70 Teammitglieder aus neun Nationen arbeiteten mit am Erfolg des Einsatzes. Zusammen mit den Partnern Giti Tire, Motul, ZF und Endless beherbergte man mehr als 130 Gäste. Fast 1.000 Mahlzeiten wurden im Teamzelt oder in der Lounge über der Boxengasse über die Theke gereicht. Vor allem „Girls Only“ kam auch wieder bei den Fans extrem gut an. Egal ob in der Box, im Fahrerlager oder bei den vielen Autogrammstunden – stets waren die Girls von Fans umlagert. Auch im sechsten Jahr erfreut sich dieses einzigartige Projekt nach wie vor extremer Beliebtheit.
Thorsten Willems: „Das war ein sehr seltsames 24h-Rennen. Mir tun vor allem auch die Fans draußen an der Strecke leid, die so lange ausgeharrt haben. Der Rennabbruch hat uns natürlich hinsichtlich unserer eher konservativen Strategie nicht geholfen, im Gegenteil. Ich denke, dass unsere Girls durchaus noch weiter nach vorn hätten kommen können. Aber auch so sind wir zufrieden mit dem Ergebnis, denn die Mädels sind unter schwierigen Bedingungen absolut fehlerfrei und schnell gefahren. Um unseren Einser-BMW tut es mir sehr leid. Das Auto ist Schrott, aber ich bin sehr erleichtert, dass Fabian da heil rausgekommen ist. Was mich sehr ärgert, ist die extrem lange Wartezeit, bis unser M4 nach seinem Einschlag wieder in die Box gebracht wurde. Mehrere Stunden sind während des Rennens absolut indiskutabel, zumal es bei manchen GT3-Teams zum Teil wesentlich schneller ging. Das ist sehr schade, denn der Schaden am BMW war nicht sehr groß, allerdings draußen an der Strecke nicht zu beheben. Was mich wiederum extrem freut, ist der zweite Rang unserer Nummer 502 im unterlegenen Altfahrzeug. Da haben die Fahrer wirklich alles rausgeholt!“
Nicole Willems, Teamchefin “Girls Only”: “Auch wenn unsere Strategie wetterbedingt nicht aufging, bin ich mit der Leistung meiner Mädels sehr zufrieden. Alle haben wirklich einen Top-Job gemacht, dafür ein großes Danke! Es ist natürlich sehr schade, wie alles gelaufen ist, aber so ist das Eifelwetter nunmal. Äußerst bedauerlich fand ich die fehlende Siegerehrung der Klassenwertungen. Dass man in einer dunklen Box seinen Pokal in einer Pappkiste ohne jede Zeremonie überreicht bekommt, ist einem solchen internationalen Top-Event absolut nicht würdig. Ich würde mir wünschen, dass die Leistung in den anderen Klassen im nächsten Jahr etwas respektvoller geehrt wird.”